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Digitale Gesellschaft gestalten |
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Grundlagen zur die Netzpolitik der BayernSPD |
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1. Wandel anerkennen |
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Die rasante technische EntwicklungEntwicklung, die Zunahme |
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von elektronischen Hilfsmitteln im privaten, im |
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wirtschaftlichen sowie im politischen Bereich bringen einen |
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tiefen Umbruch der Gesellschaft mit sich, der sich in ihren |
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Auswirkungen z.B. mit der Einführung des Buchdrucks |
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vergleichen lässt. |
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Eine „Revolution“ passiert aber nicht dadurch, dass die |
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Gesellschaft neue Techniken nutzt, sondern dann, wenn die |
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Gesellschaft neue Verhaltensweisen adaptiert. Den ersten |
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Schritt haben wir (größtenteils, zumindest in Bezug auf |
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Deutschland) hinter uns, im zweiten stecken wir mittendrin. |
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Gesellschaft und Politik müssen diesen Umbruch als |
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tiefgehend begreifen und den Prozess, gleichermaßen |
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kritisch wie konstruktiv begleiten. Die SPD muss sich daher |
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zum einen naturgemäß in ihrer Aufgabe als (Volks-)Partei |
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mit dieser „digitalen Revolution“ beschäftigen aber auch |
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vor allem versuchen, diesen Wandel mit zu gestalten. Der |
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Fokus muss auf den Chancen im Sinne unseres |
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sozialdemokratischen Grundverständnisses liegen, nämlich |
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wie man das Internet für die Transformation zu einer |
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freieren, gerechteren und solidarischeren Gesellschaft |
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einsetzt. Die risikengetriebene Sichtweise ist ebenfalls |
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wichtig, darf aber nicht zur reinen Technikskepsis |
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verkommen. |
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Der digitale Wandel betrifft zahlreiche Politikfelder. Es |
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ist daher nötig, keine reine „Netzpolitik“ zu betreiben, |
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sondern das Themenfeld als Querschnittsthema zu begreifen. |
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Wir brauchen keine eigene „Internetpolitik“ oder sogar ein |
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„Internetministerium“ sondern eine Gesamtperspektive auf |
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digitale Gesellschaftspolitik. Die SPD muss dies auf allen |
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Ebenen anerkennen und mitbedenken. Das beginnt im |
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Ortsverein und auf kommunaler Ebene und zieht sich |
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naturgemäß in die Parlamente. Im Bereich der „Netzpolitik“ |
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gilt dasselbe wie in anderen Politikfeldern: Wir machen uns |
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als Partei Gedanken über die Gesellschaft und entwickeln |
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daraus politische Perspektiven. |
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2. Themenfelder bearbeiten und Fragen beantworten |
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Netzpolitik so definiert ist also digitale |
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Gesellschaftspolitik. Sie ist ein guter Anlass sich mit |
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neuer Tatkraft Gedanken die Gesellschaft zu machen und |
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daraus sozialdemokratische Perspektiven zu entwickeln. Das |
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Themenforum Netzpolitik der BayernSPD beschäftigt sich |
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zunächst mit Telekommunikationsinfrastruktur in Bayern auch |
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in Hinblick auf den kommenden Landesparteitag, in der |
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zweiten Jahreshälfte mit Open Government. Den nicht nur |
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durch ACTA drängenden Fragen einer Reform des Urheberrechts |
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gehen wir ebenfalls nach. |
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Natürlich berührt die digitale Gesellschaftspolitik |
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zunächst die klassische Innenpolitik und die Fragen nach |
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„Freiheit versus Sicherheit“. Dazu hat die BayernSPD einen |
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2010 einen ausführlichen Antrag beschlossen (Nachzulesen |
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unter |
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http://bayernspd.de/workspace/uploads/standards/beschluss_61 |
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ao20102.pdf, S. 61 ff). |
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Doch es gibt einige Felder, in denen insbesondere |
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sozialdemokratische Antworten gesucht werden: |
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Wie sieht es aus mit der Partizipation im digitalen Wandel? |
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Was kann man gegen den „digital divide“ tun, der einen Teil |
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der Gesellschaft ausschließt? Welche Bevölkerungsgruppen |
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werden vor allem ausgeschlossen? |
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Wir wollen den Zugang zum Medium Internet für alle |
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ermöglichen, sowohl durch die notwendigen |
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Infrastrukturmaßnahmen wie Breitbandausbau als auch durch |
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Vermittlung von Medienkompetenz für alle, unabhängig von |
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Alter, Geschlecht oder Herkunft. Internet ist keine Sache |
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für Großstädter, sondern auch und insbesondere eine |
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Bereicherung in sozialer, wirtschaftlicher und |
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gemeinschaftlicher Hinsicht für ländliche Regionen. |
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Eine gesellschaftliche Revolution wie der digitale Wandel |
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verändert unsere Gesellschaft und eröffnet spannende |
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politische Fragen.Arbeitsbedingungen rapide. Welche |
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Alternativen gibt es zur permanenten digitalen |
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Erreichbarkeit von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern? Wie |
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geht man mit überholten Berufskonzepten um? Wie können wir |
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die Kreativbranche und den Bereich der Soloselbstständigen |
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besser absichern? |
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Gute Arbeit steht für uns im Fokus, das gilt auch im |
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digitalen Zeitalter. Jede Branche wird durch diesem Wandel |
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berührt, wir alle sind betroffen und nur zusammen kann der |
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unabdingbare Wandel positiv und sozial anregend gestaltet |
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werden. |
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Gerade die Bildungs- und Forschungspolitik adaptieren neue |
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digitale Möglichkeiten recht schnell. Wo liegen – |
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insbesondere beim Ansatz des lebenslangen Lernens – die |
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Chancen einer digitalen Bildungs- und Forschungspolitik? |
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Wie lassen sich Open Access Konzepte in die |
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Forschungspolitik integrieren? Und wie kann man |
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gleichzeitig sicherstellen, dass keine reine |
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Technikgläubigkeit eintritt („mit Laptops lernen die |
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SchülerInnen besser“), sondern neue Konzepte sinnvoll |
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integriert werden? Was muss sich in der LehrerInnenbildung |
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ändern? |
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Die Bildungslandschaft muss sich auf die neuen digitalen |
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Anforderungen einstellen, darf aber ihre Kernaufgabe der |
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Wissensvermittlung nicht dem reinen digitalen Fokus opfern. |
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Persönliche Daten sind zu einem Zahlungsmittel geworden. |
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Der Kampf um einen wirksamen Datenschutz wird hier gegen |
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immer mächtige Großkonzerne geführt. Es gilt, tragfähige |
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Antworten zu entwickeln, wie Verbraucherinnen und |
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Verbraucher besser geschützt werden können. Gleichzeitig |
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muss darauf geachtet werden, dass die Flexibilität von |
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Geschäftsmodellen nicht zu stark eingeschränkt wird. |
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Die Daten gehören den Menschen, nicht den Unternehmen. Wir |
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brauchen substantielle Antworten darauf. Dabei müssenwerden |
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politisch auf wirksamen Datenschutz und auf Schulung im |
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Umgang mit Datenweitergabe hinwirken. |
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Der digitale Wandel greift insbesondere in die |
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Medienpolitik ein. Sind die aktuellen Finanzierungskonzepte |
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gerade im öffentlich-rechtlichen Bereich noch tragbar? |
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Welche Auswirkungen hat der digitale Wandel auf einen |
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unabhängigen politischen Journalismus? Wie sind neue Formen |
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wie z.B. Blogs zu bewerten? |
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Wir begleiten den Wandel in Kultur und Medien politisch. |
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Heutiges Leben erfordert eine aktive Medienkompetenz. Somit |
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ist die notwendiger Bestandteil der Bildung wie Lesen und |
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Schreiben. Gerade in einer Welt, die uns mehr Informationen |
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und Daten bietet, ist guter Journalismus eine klare |
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Notwendigkeit. Gleichzeitig wollen wir nicht überall das |
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Rad neu erfinden: Gerade die altbewährten Grundwerte der |
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SPD Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität sind |
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hochaktuell. |
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Das Themenforum Netzpolitik macht es sich zur Aufgabe |
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Konzepte für eine digitalisierten Gesellschaftspolitik zu |
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entwerfen, die diesen Grundwerten treu bleiben. Dabei |
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betrachten wir die neue Technologien nicht lediglichFormen |
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als gegeben, noch sehen sie als als Allheilmittel. Wir |
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erkennen, dass durch die neuen Technologien neue |
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Verhaltensmuster entwickelt werden und sich somit die |
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Gesellschaft verändert. Netzpolitik ist daher für uns keine |
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Nischenfeld, sondern eine Querschnittsthema. |
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Ziel des Themenforums ist die Bündelung der vorhandenen |
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Fachkompetenz unabhängig von den Parteiebenen. Es soll sich |
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jeder und jede beteiligen können, konkrete |
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sozialdemokratische Antworten für die digitale Gesellschaft |
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zu entwickeln. Anspruch des Forums ist, dass die „Digital |
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Natives“ Hand in Hand mit den erfahrenen Politikerinnen und |
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Politikern der traditionellen Politikbereiche arbeiten. Das |
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Forum wird online über eine Liquid Democracy Platform |
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arbeiten. Es werden zunächst drei Arbeitsgruppen „Open |
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Government“, „Infrastuktur“ und „Urheberrecht“ gegründet. |
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Weitere Fragestellungen sollen sukzessiv ebenfalls |
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bearbeitet werden. |
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Das Internet ist eine Chance für mehr Freiheit, für mehr |
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Gerechtigkeit und für mehr Solidarität. Wir wollen als |
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BayernSPD ausloten, welche politischen Weichenstellungen |
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dafür nötig sind und dann gemeinsam mit allen in dieser |
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Gesellschaft diese Chance ergreifen. |
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Ergänzung im Meinungsspektrum fördern. |
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